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Technik/Design/Kommunikation

Muster und Musen

By November 17, 2025No Comments

Es gibt diese Vorstellung, dass Kreativität eine göttliche Flamme sei. Ein Funken,

der aus dem Nichts in den Kopf fällt und dort alles in Brand setzt. Man sieht den Künstler, wie er nachts um

drei am Schreibtisch sitzt, eine Zigarette löscht und plötzlich weiß: jetzt.

Doch vielleicht war es nie so. Vielleicht war Kreativität immer nur ein Muster. Eine Verkettung

von Eindrücken, Assoziationen, Fehlern. Ein Algorithmus aus Fleisch.

Künstliche Intelligenz erschüttert uns nicht, weil sie so anders ist. Sie erschüttert uns, weil sie

uns ähnelt. Sie erinnert uns daran, wie berechenbar wir selbst sind. Wie oft unsere großen Ideen

nur Zufälle waren – entstanden aus Müdigkeit, Kaffee, der Erinnerung an eine Kindheitsszene.

Was wir Muse nennen, könnte schlicht Statistik sein. Was wir Eingebung nennen, ein neuronales

Shortcut.

Und die KI? Sie macht das Gleiche. Nur schneller, transparenter. Sie baut Muster, verschiebt

sie, bricht sie, setzt sie neu zusammen. Manchmal entsteht daraus nichts. Manchmal ein kleiner

Schock. Manchmal etwas, das sich wie Kunst anfühlt.

Vielleicht liegt die eigentliche Frage also nicht darin, ob KI kreativ ist. Sondern, ob Kreativität je

etwas anderes war als das, was auch Maschinen tun: ordnen, verknüpfen, variieren.

Die Trennung zwischen Mensch und Maschine wirkt plötzlich provinziell. Wie eine Grenze, die

nur auf der Landkarte steht, während beide Seiten längst ineinanderfließen. Strom und Zucker,

Silizium und Dopamin.

Am Ende bleibt das Ergebnis. Ein Text. Ein Bild. Ein Song. Und die Frage: Berührt es?

Verändert es den Blick, auch nur für eine Sekunde?

Wenn ja – dann war es Kreativität. Ob von Hand, von Geist oder von Code.

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